Nachhaltigkeit und Förderung? Akzeptanzfaktoren im Entscheidungsprozess deutscher Landwirte zur Anlage von Agroforstsystemen

Autor/innen

  • Maximilian Deutsch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Georg-August-Universität Göttingen
  • Verena Otter Business Management and Organisation Group Wageningen University

DOI:

https://doi.org/10.12767/buel.v99i1.326

Abstract

Nachhaltigkeitsaspekte spielen in der aktuellen Diskussion um Klimawandel und Lebensmittelproduktion eine immer größere Rolle. Agroforstsysteme können einen wichtigen Beitrag zu einer Lösung des Zielkonflikts von ökologischem und ökonomischem Nutzen leisten, spielen bisher in der landwirtschaftlichen Praxis in Deutschland jedoch trotz einer hohen gesellschaftlichen Akzeptanz, ähnlich wie andere nachhaltige Landnutzungssysteme, kaum eine Rolle. Bei der Frage nach den Gründen für diese geringe Verbreitung rücken neben ökonomischen zunehmend auch psychographische Entscheidermerkmale in den Fokus der aktuellen Forschung. Dabei sind Fragen zu Einschätzungen von Akzeptanzfaktoren und den konkreten Erwartungen der Landwirte an Form und Höhe ökonomischer Leistungen für die Anlage eines Agroforstsystems bislang offen. Zur Beantwortung dieser Fragen werden auf Basis einer quantitativen Untersuchung von 209 deutschen Landwirten mittels uni- und bivariater Analyseverfahren Gruppenvergleiche zwischen Betriebsleitern, Betriebsnachfolgern und Mitarbeitern zu Akzeptanzfaktoren, Leistungsursprüngen und Erwartungen an Form und Höhe ökonomischer Leistungen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Landwirte insgesamt der Einführung eines Agroforstsystems eher verhalten gegenüberstehen und mit diesen Systemen eine hohe Aufwandserwartung sowie mangelnde Unterstützung und Förderung durch öffentliche Stellen verbinden. Daneben ergeben sich insbesondere bei Nachhaltigkeitsaspekten, Erfahrung und sozialem Einfluss signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen, die potenziell auf eine größere Bedeutung der Agroforstsysteme bei zukünftigen Betriebsleitergenerationen hindeuten. Zur Kompensation bevorzugen alle Gruppen eine direkte hoheitliche Förderung und haben Erwartungen an die Fördersummen, die die realen Kosten eines Agroforstsystems deutlich überschreiten, allerdings von der Zahlungsbereitschaft der Steuerzahler gedeckt wären. Aus den Ergebnissen werden verschiedene Handlungsempfehlungen für Politik, Verbände und Nichtregierungsorganisationen abgeleitet und mit dem Ziel einer weiteren Verbreitung von Agroforstsystemen diskutiert.

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Veröffentlicht

2021-03-18

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