Chancen und Risiken einer Marktdifferenzierung durch innovative Lieferbeziehungen für mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit in der landwirtschaftlichen Tierhaltung in NRW aus Sicht von Branchenvertreter:innen

Autor/innen

  • Katrin Schütz Fachhochschule Südwestfalen

DOI:

https://doi.org/10.12767/buel.v99i1.318

Abstract

Bestehende nachhaltigkeits- und tierwohlorientierte Lieferketten der Fleisch- und Milchbranche zeigen Perspektiven für die Weiterentwicklung von Lieferbeziehungen zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und ihren Abnehmern in der Breite auf. Den empirischen Teil dieser Arbeit bildet eine Untersuchung mit qualitativen Experteninterviews von 22 Branchenvertreter:innen. Die Ergebnisse zeigen, dass alle Qualitätsprogramme Anforderungen über den gesetzlichen Rahmenbedingungen hinaus beinhalten und sich die Anforderungen, die die Landwirtschaft und der Handel an die Tierwohlprogramme stellen teilweise mit Ansprüchen aus der Bevölkerung decken. Die Spanne an nachhaltigkeits- und tierwohlorientierten Kriterien reicht dabei von einem massenmarkttauglichen Einstiegssegment bis hin zu einem Premiumsegment, um möglichst viele unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Dabei streben Premiumsegmente deutliche Verbesserungen gegenüber dem Mindeststandard an, verzeichnen aber aufgrund der hohen Mehrkosten und entsprechend hoher Verbraucherpreise nur geringe Marktanteile. Daraus resultiert, dass trotz steigendem Interesse landwirtschaftlicher Erzeuger:innen an Qualitätsprogrammen teilzunehmen, wenigen Betrieben die Möglichkeit dazu gegeben werden kann. Neben einer klaren und substanziellen kommunikationspolitischen Strategieentwicklung kann eine Auslistung niedrigpreisiger, ungelabelter Produkte im Lebensmitteleinzelhandel den Absatz der Produkte mit nachhaltigkeits- und tierwohlorientierten Anforderungen steigern. Daneben können diese Produkte verstärkt in der Gemeinschaftsverpflegung eingesetzt werden. Gefördert werden kann dies durch Vorgaben im Einkauf und eine gezieltere Gestaltung von Ernährungsumgebungen. Damit die Erhöhung der Verbraucherpreise für nachhaltigkeits- und tierwohlorientierte Produkte moderat bleibt, könnte die bereits diskutierte Tierwohlabgabe auf alle tierischen Produkte die Erzeugung von Tierwohl-Produkten subventionieren. Langfristige, vertragliche Abnahmegarantien und staatliche Förderungen für Um- oder Neubauten von Tierwohlställen sowie für laufende Kosten zur Planungs- und Kalkulationssicherheit sind für landwirtschaftliche Betriebe notwendig. Die Ergebnisse bieten Ansatzpunkte für das betriebliche Management in der Landwirtschaft und die Politik, um das Tierwohl- und Nachhaltigkeitssegment weiter auszubauen.

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Veröffentlicht

2021-02-10

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